Silvester

Auch wenn dieser Jahresabschluss aufgrund der Corona-Krise leiser ausfällt als gewohnt, wird es trotzdem krachen – eine beängstigende Zeit für Haus- und Wildtiere.

Was können wir tun, um unsere Hunde in dieser Zeit zu unterstützen?

Tagesplanung

Zunächst ist es wichtig, den Tag gut zu managen. Sinnvoll ist, den Tag über einen ausgedehnten Spaziergang zu machen, am besten in einer abgelegenen Gegend. So wird der Hund nicht bereits durch die Silversterböller gestresst und ist durch die vielen Eindrücke abends müde. Wenn die Geräuschkulisse spät abends, und besonders um Mitternacht rum, zunimmt, sollte der Hund nicht mehr rausgehen müssen.

Sicherung

Zu beachten ist bei Spaziergängen an diesem Tag (und bei ängstlichen Hunden auch die Tage zuvor), den Hund richtig zu sichern. Das heißt, den Hund nicht von der Leine zu lassen und, wenn vorhanden, an einem Sicherheitsgeschirr anzuleinen. An diesem sollten zwei Leinen befestigt werden. Neben der Leine in der Hand sollte eine zweite fest am Menschen verankert werden. Trägt der Hund nur ein normales Geschirr, sollte neben der Leine am Geschirr eine zweite Leine an einem Halsband befestigt werden. So kann der Hund nicht davon laufen, auch wenn er sich aus dem Geschirr befreit.

Nun wissen wir, wie wir den Tag managen, aber was können wir abends konkret tun? Damit die Geräuschkulisse erträglicher wird, können wir die Wohnung entsprechend präparieren.

Abschottung

Um die Geräusche auszusperren, sollten alle Fenster und Türen geschlossen, alle Rollläden herunter gelassen und alle Vorhänge zugezogen werden. Auch sollte man sich nicht in einem Raum aufhalten, in dem es viel hallt oder in den mehr Geräusche eindringen können (wie bei einem offenen Raum, der vom Flur abgeht und alle Geräusche vom Treppenhaus widergibt). Besser eignet sich ein gemütlicher Raum, den der Hund bereits mit Entspannung in Verbindung bringt (Wohn- oder Schlafzimmer) und in dem er viele Möglichkeiten hat, sich einzukuscheln und nah beim Besitzer zu sein.

Rückzugsorte bieten

Es ist gut, wenn der Hund verschiedene Möglichkeiten hat, sich zurückzuziehen. Der Besitzer kann Höhlen bauen und dem Hund anbieten, wahlweise unter einem Tisch, Bank etc. oder auch zusätzlich mit ‚Aussichtsturm‘, also auf einer erhöhten Fläche, wie der Couch, einem Sessel etc. Zudem sollten alle Hundekörbchen für den Hund erreichbar sein. Sollte der Hund einen anderen Platz wählen, kann man Decken neben ihn legen, sodass er sich bei Bedarf verstecken kann.

Konkurrenz-Geräusche

Andere laute, bekannte Geräusche können genutzt werden, um vom Krach der Feuerwerkskörper abzulenken. So kann man den Fernseher laufen lassen oder Musik hören. Eine Hundebesitzerin erzählte mir, sie sei ​Heavy Metal​-Fan und ihr Hund sei an die Musik gewöhnt. Sie schaltet dann eine ihrer CD’s am Silvesterabend an und ihr Hund bleibt völlig entspannt. Eine andere Hundebesitzerin stellt kurz vor Mitternacht den Staubsauger an, vor

dem ihr Hund keine Angst hat. Es gibt demnach verschiedene Möglichkeiten, wichtig ist nur, dass diese Geräusche den Hund nicht stressen. Statt laute Geräusche zur Ablenkung zu benutzen, können Geräusche, wie z.B. harmonische Melodien, auch bewusst zur Entspannung eingesetzt werden.

Wichtig ist zudem, unserem Hund zu zeigen, dass wir für ihn da sind. Wir bieten unsere Gegenwart zur Anlehnung und Interaktion an.

Soziale Unterstützung

Lange gab es die Vorstellung, dass Trösten die Angst des Hundes verstärkt. Das ist jedoch FALSCH!

Ein negatives Gefühl kann nicht durch positive Aufmerksamkeit verstärkt werden, im Gegenteil: Ich kann einen ängstlichen Hund noch ängstlicher machen, indem ich ihn bewusst ängstige, bspw. wenn ich mich über einen Hund, der mich bereits aus Angst anbellt, beuge und ihn anstarre. Nehme ich aber Rücksicht, wird die Angst geringer werden.

Das heißt: Angst ist nur durch Ängstigen zu verstärken, aber nicht durch Trösten!

Es wäre grausam, seinen ängstlichen Hund zu ignorieren, und kann zu einem massiven Vertrauensverlust auf Seiten des Hundes führen. Stattdessen ist es wichtig, ihm zu zeigen, dass man da ist, indem man ruhig bleibt und Unterstützung anbietet. Dabei ist zu beachten, dass die angebotene Hilfe im Interesse des Hundes ist. Möchte der Hund Körperkontakt, ermöglicht man es und streichelt ihn. Beschwichtigt er jedoch beim Streicheln, geht man auch darauf ein und hört auf. Ihn zu etwas zu zwingen, würde seinen Stresslevel weiter erhöhen. Kurzum: Verständnis und Sicherheit bieten!

Körperliche Entspannung

Entspannung kann auch durch Einwirken auf den Hundekörper erzielt werden, wenn dieser einverstanden ist. Der Hund kann bspw. massiert werden oder eine Körperbandage angelegt bekommen. Dies sollte jedoch nur gemacht werden, wenn der Hund es bereits kennt und es ihm hilft.

Essen und Beschäftigung: Riechen, Finden, Zerstören, Knabbern, Kauen

Solange die Angst des Hundes nicht völlig lähmend ist, können wir den negativen Reiz durch positive, spannende Reize in den Hintergrund treten lassen. So ist ein Schön-Essen sowie ein Schön-Spielen von Silvester möglich ̶ am besten in Kombination, denn sowohl Nasenarbeit als auch Kauen wirken beruhigend.

Beipiele:

  • Kongs füllen und ausschlecken lassen
  • Päckchen packen, aufreißen und Leckerlis finden lassen
  • Leckerli-Suche in der Wohnung
  • Schnüffelteppich mit Leckerlis bestücken und finden lassen
  • Leckerli-Spielzeug befüllen und entleeren lassen
  • Intelligenzspielzeug benutzen: Der Hund muss herausfinden, wie er an das Leckerli kommt
  • Geruchsdiskriminierung: Der Hund soll mit seiner Nase einen bestimmten Geruch zwischen anderen identifizieren
  • Kau-Snacks: Sie sollten sehr attraktiv für den Hund sein und eine längere Kauaktivität ermöglichen

Medikamente (Benzodiazepine)

Die Intensität der Angst ist ein guter Indikator für die Entscheidung, Medikamente einzusetzen. Leidet der Hund stark unter dem Geräuschpegel an Silvester und hält dies eventuell sogar Tage und Wochen an, ist es ratsam, einen Tierarzt aufzusuchen. Wichtig ist, dass es sich um einen Tierarzt handelt, der in der Gabe von Psychopharmaka geschult ist, den Hund untersucht und die Besitzer anleitet, diese richtig zu verabreichen. Unter allen Medikamenten, sind jene, die Acepromazin enthalten, zu meiden. Sie lähmen lediglich die Muskeln, lassen den Hund aber bei vollem Bewusstsein. Er erlebt die Geräusche genau so intensiv wie zuvor, kann aber nicht darauf reagieren. Er ist gefangen im eigenen Körper.

Autobahn

Wenn die Möglichkeiten, den Hund in der eigenen Wohnung zu beruhigen, erschöpft sind und er weiterhin leidet, kann man seinen Hund ins Auto setzen und mit ihm auf die Autobahn fahren. Feuerwerkskörper sind dort verboten und gegen Mitternacht ist dort auch nichts los. Eventuell kann man an einer Raststätte mit dem Hund spielen, eine Leckerli-Suche machen oder sich mit anderen Hundehaltern verabreden und auf das neue Jahr anstoßen.

Mit diesem Überblick verabschiede ich mich ins neue Jahr und hoffe, dass für alle Silvester so angstfrei und schnell wie möglich vorbei geht!